2. September 2016
← zurück
Burkini-Verbot im Neutraublinger Schwimmbad
Am 3. Juni 2016 erschien in der Online-Ausgabe der Mittelbayrischen Zeitung ein Artikel, in dem berichtet wurde, dass der Neutraublinger Bürgermeister Heinz Kiechle im örtlichen Hallenbad einen Hinweis anbringen ließ, wonach das Baden „nur in allgemein üblicher Bekleidung gestattet“ ist. Mit diesem Schild bezieht er sich klar auf Burkinis, die von Neutraublinger Muslimas im Bad getragen wurden. Zugelassen seien jetzt nur noch Bikini, Badeanzug und Badehose. Er begründete seine Entscheidung damit, dass er für einzelne Bevölkerungsgruppen keine Ausnahmen schaffen wolle. Diese Entscheidung ist für uns, die GRÜNE JUGEND Regensburg und Ostbayern, eine klare Form der Diskriminierung und Ausgrenzung von muslimischen Mitbürgerinnen, weshalb wir uns zum Handeln gezwungen sahen. Wir verfassten noch am gleichen Tag einen offenen Brief an Bürgermeister Kiechle.
Wir verurteilen die Aufspaltung der Gesellschaft unter dem Vorwand der verschiedenen Religionen. Diese Praxis hat es in der Geschichte mehrmals gegeben, aufgrund von Hautfarbe, Religion, Ethnie oder Sexualität. Wir sind schockiert darüber, dass daraus nicht gelernt wurde und dieser Fehler erneut begangen wird. Frauen aus dem öffentlichen Leben, in diesem Fall einem Besuch im Schwimmbad, auszuschließen wirkt wie ein makaberer erster Schritt in genau diese Richtung. Weiter betonen wir bei unserer Kritik auch den Artikel 4 des deutschen Grundgesetzes, welcher jedem Menschen Religionsfreiheit und die Ausübung seines Glaubens garantiert. Durch das Verbot der Burkinis wird dieses Grundrecht eingeschränkt und ein fatales Zeichen für unsere Gesellschaft gesetzt. Der Islam wird als vermeintlich inkompatibel mit der christlich geprägten bayrischen Kultur dargestellt. „Der Islam gehört zu Deutschland“ ist nicht nur eine zutreffende Aussage, sondern ein Tatsachenbericht. 5% der deutschen Bevölkerung ist muslimischen
Glaubens, viele davon beziehungsweise deren Eltern oder Großeltern kommen ursprünglich aus der Türkei. Deswegen ist uns auch der Bezug zur /Haber Regensburg/ sehr wichtig: durch solche und ähnliche ethnozentristische und islamfeindliche Aussagen werden unbegründete
Sorgen von Bürger*innen mit Tatsachen untermauert. Es wird weiter Öl ins Feuer gegossen, was in einer fortschreitenden Radikalisierung und wachsenden Islamfeindlichkeit endet. Statt Annäherung wird Ausgrenzung vorgelebt. Dadurch wird radikalen Gruppierungen beider Seiten in die Hände gespielt, Rassist*innen und auch islamischen Extremist*innen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung für andere Kulturen und Lebensweisen sinkt dadurch. Nicht nur verbal wird gegen Migrant*innen vorgegangen, sondern dies mündet auch immer häufiger in Straftaten. Das belegen die aktuell stark gestiegenen Zahlen von Gewaltverbrechen an Migrant*innen. Das darf nicht passieren! Angesichts der aktuellen Lage, in der Deutschland Geflüchteten aus Kriegsländern Schutz und Hilfe bietet, ist dies umso bedrohlicher. Zu unserer liberalen Demokratie gehört, dass man tragen kann was man
möchte, egal ob Bikini oder Taucheranzug Deswegen forderten wir in unserem offenen Brief vom 4. Juni 2016 die sofortige Aufhebung des „Burkini-Verbotes“, also die Beendigung des Badeverbots in laut Herrn Bürgermeister Kiechle unpassender Kleidung. Wir sehen das Burkini-Verbot als Vorbote weiterer Beschränkungen für unsere Mitbürger*innen anderer religiöser Überzeugungen und warnen vor einem Hinnehmen dieser Situation. Trotz dass es sich um eine Kleinstadt und einen (derzeit noch) Einzelfall handelt, sollte diese Situation als Bedrohung unserer freiheitlichen Ordnung wahrgenommen werden und sollte sich jede*r über dessen Brisanz im Klaren sein. Theresa Eberlein, Sprecherin der GRÜNE JUGEND Regensburg Mirjam Körner, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Ostbayern veröffentlicht wurde diese Pressemitteilung von Der Mittelbayerischen http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-land/gemeinden/barbing/neutraubling-verbietet-den-burkini-21378-art1386242.html
← zurück